Fachbereich 3

Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

kinelyze

Motion Capture-Verfahren spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der musikpsychologischen Forschung. Das wissenschaftliche Interesse gilt beispielsweise der Bedeutung von Körperbewegungen bei Musikern in Auftritts- und Ensemblesituationen oder der Korrelation von Persönlichkeitsmerkmalen und tänzerischem Bewegungsverhalten.

Weitere Anwendungsbereiche sind die Validierung bestehender bewegungsanalytischer Verfahren im Bereich der Tanztherapie oder die Bewegungsanalyse beim Instrumentalspiel im Rahmen medizinischer Prävention für Musiker.

Zwei grundsätzliche Probleme lassen sich bei den bislang verfügbaren Motion Capture-Systemen feststellen: Erstens sind sie sehr teuer in der Anschaffung und damit nur bei ausreichender finanzieller Ausstattung tatsächlich verfügbar. Zweitens weisen die Bedingungen, unter denen mit Motion Capture-Systemen gearbeitet werden kann, meist nur eine geringe ökologische Validität auf - beispielsweise müssen die Aufnahmen in einem speziellen Raum gemacht werden und die Versuchspersonen müssen spezielle Kleidung tragen oder zumindest mit Reflektoren ausgestattet werden.

Daher verwenden wir für unseren Ansatz das Kamera- und Sensorensystem 'Kinect', das von Microsoft ursprünglich als Zusatz für die Xbox-Spielekonsole auf den Markt gebracht wurde. Die Kinect besteht aus einer kleinen, preiswerten Box, die in der Lage ist, ohne spezielle Kleidung oder Marker und ohne aufwändige Installation die ganzkörperlichen Bewegungen von bis zu sechs Personen im Kamerabereich dreidimensional zu erfassen. 

Damit ist die Kinect nicht nur für die Steuerung von Computerspielen interessant, sondern sie bietet auch für die Wissenschaft erstmals die Chance auf ein Motion Capture-System, das nicht nur bezahlbar ist, sondern auch in der realen Situation - z.B. in einem Konzert, bei einer Tanzperformance oder auch im Klassenzimmer - unauffällig zum Einsatz kommen und ökologisch valide sowie reliable, objektive Daten liefern kann. 

Da die Kinect als Eingabegerät für Computerspiele gedacht ist, beinhaltet sie allerdings keinerlei hinreichende Software für wissenschaftliche Anwendungen. Diese Lücke in den kommenden Jahren zu füllen ist das Ziel unsers Projekts kinelyze, welches auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie 2014 erstmals vorgestellt wurde.

Publikationen:

Gehrs, Vera; Louven, Christoph (2019). Das Dirigat von ‚Strichmännchen‘-Dirigenten – Eine Online-Studie zum Zusammenhang von Bewegungsverhalten und musikalischem Ausdrucksvermögen. In Kognitive Musikpsychologie (Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie 2019, Eichstätt), Hannover: DGM.

Gehrs, Vera; Louven, Christoph (2019). The non-invasive capture of conducting movements – A mixed methods study with kinelyze and the Microsoft Kinect. Vortrag im Rahmen der "International Conducting Studies Conference 2019", University of Sydney, 02.-04.08.2019.

Gehrs, Vera; Louven, Christoph (2019). Minimal-invasive motion capture with the kinelyze  system. A mixed methods study on conducting movements. Vortrag im Rahmen des "International Symposium on Performance Science 2019", Melbourne Conservatory, 16.-20.07.2019.

Gehrs, Vera (2018). Die nicht-invasive 3D-Erfassung von Dirigierbewegungen - Eine explorative Studie unter Einsatz der Software kinelyze und der Microsoft Kinect. Eingeladener Vortrag zum Themenschwerpunkt Empirische Musikforschung im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung GfM, Osnabrück, 25.-28.08.2018.

Gehrs, Vera; Gehrs, Fabian; Louven, Christoph (2017). Die Erfassung von Dirigierbewegungen mit kinelyze und dem Microsoft Kinect-System – Eine explorative Studie. In: Musik und Bewegung (Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie 2017, Hamburg), Hannover: DGM.

Louven, Christoph; Gehrs, Vera (2015): OpenEar, emoTouch, kinelyze – Musikpsychologische Forschungssoftware aus Osnabrück. In: Müßgens, B./Bense, A. (Hrsg.): Festschrift für Bernd Enders. Osnabrück: epOs-Verlag, S. 111–124.

Gehrs, V. & Louven, C. (2014). Die Microsoft Kinect-System als Werkzeug in der musikpsychologischen Forschung. In: Angewandte Musikpsychologie (Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, Erlangen), Hannover: DGM, p. 31–32. 

Kontakt: 

Vera Gehrs
Universität Osnabrück
Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften
49069 Osnabrück
vera.gehrs@uni-osnabrueck.de

 

Hinweise zu kinelyze

kinelyze liegt inzwischen in einer Version für die Kinect v2 vor und erlaubt in dieser Version vor allem eine grafische Darstellung. Bis März 2020 soll die Software grundlegend um ein Analysemodul ergänzt sowie an verschiedene aktuelle Sensorsysteme angepasst werden. 

Die Aufnahmen können abgespielt und für eine verbesserte Einschätzung des Bewegungsablaufs um die vertikale Raumachse gedreht werden.

Bild 1: Aufnahme einer Testperson.

Die numerische Auswertung stellt für jedes Einzelbild (30 Bilder pro Sekunde) drei Werte für jeden zwischen zwei Tracking Points liegenden Knochen zur Verfügung – jeweils einen Wert auf der horizontalen, der vertikalen und der sagittalen Raumachse. Die Genauigkeit dieser Werte lässt sich aktuell noch nicht definitiv bestimmen – hierzu ist weitere Forschung notwendig. Ein Export einzelner oder aller Werte der numerischen Auswertung in das gängige .csv-Format, das eine Weiternutzung beispielsweise in Statistik-Programmen ermöglicht, ist grundsätzlich möglich (vgl. Bild 2 und Bild 3).

Bild 2

Bild 3